Neugier ist sein Antrieb. Kim Asendorfs Werke sind experimentell, technisch raffiniert, überraschend und witzig. Seine Real-Time-Animationen sind eine Augenweide. Wie es dazu kam.
2006-2020 - vom Studium zum Künstler
Kim Asendorf hat an Kunsthochschule Kassel Visuelle Kommunikation studiert und war später am gleichen Ort Dozent für Creative Coding. Seine künstlerische Karriere begann schon während seiner Ausbildung. Von Videogames, der Musik und dem Internet inspiriert, erfolgten Werke mit experimentellem Charakter. Ebenso versuchte Kim stets, die Grenzen der technischen Möglichkeiten auszuloten.
2010 entwickelte er mit Processing das Script «ASDF Pixel Sort». Bei dieser Methode wird eine vertikale oder horizontale Reihe von Pixeln in einem Bild getrennt und ihre Positionen in einer anderen Reihenfolge neu geordnet. So entstanden völlig neue Berglandschaften.
Kim Asendorf machte Performances und Installationen im Video-Game Sim City, er erstellte Teletext-Kunst oder schickte ein animiertes GIF in den Weltall. Dieses Werk mit dem Titel “Humans watching Digital Art" sollte - wenn alles klappt - 2030 auf Gliese 526, einem potenziell bewohnbares Sonnensystem, eintreffen.
Sowieso, wer ein bisschen in seinem Archiv stöbert, findet viele Trouvaillen. So zum Beispiel die ZEROBERUNG. Jede der 12 verschiedenen Pixelfarben wird durch ein eigenes digitales Instrument repräsentiert. Jeder Pixel löst eine Note aus. Das Resultat dieses Bilds in der Grösse von 400 x 270 Pixel ist ein Song von 6,25 Sekunden pro Reihe und von über 28 Minuten in total.
Die digitale Kunst wurde von der Kunstwelt damals weitgehend ignoriert. Es war eine kleine überschaubare Szene, meint Kim.
Auf der Suche nach neuen Formen schrieb Kim eine eigene Software namens WendyPaint. Es war ein Experiment für das digitale Malen, online anwendbar (unter www.wendypaint.com, mittlerweile deaktiviert) und kostenlos. User konnten mit einem Art Pinsel Quadrate beliebig oft wiederholen. So ergaben sich wilde Kreationen, nicht nur von Künstler selber.
2014 beschrieb er seine künstlerische Arbeit in einem Interview so: “Ich sehe das Internet als Bühne, als Performance Stage. Ich performe digitale Kunst im Internet.”
Er mixte, was im Internet vorhanden war und war der Ansicht, dass die Relevanz seiner Arbeiten als Zeitzeugen und kulturelles Gut wichtiger seien als irgendwelche Urheberrechter einzelner Personen und Konzerne.
Seine Arbeiten bezogen sich in den meisten Fällen auf das Internet und waren auch online zu betrachten. Gleichzeitig waren seine Werke in vielen Ausstellungen zu bestaunen, von München, Paris, Venedig über San Francisco, Vancouver und Tokyo, Hangzhou bis hin zu Townsville fast auf jedem Kontinent.
Auf Giphy hat Kim 160 GIF hochgeladen, welche über 22 Mio. Views generiert haben.
Doch nicht immer war Kim künstlerisch tätig und erfolgreich. Er machte auch mal - aus gesundheitlichen Gründen - eine Auszeit oder war als Software-Developer für die Maschinenindustrie tätig.
2021 - neues Leben dank NFT
NFT sei dank, wurde die digitale Kunst neu entdeckt. Kim begann 2021, einige seine älteren digitalen Werke auf der NFT-Plattformen teia bzw. objkt zu minten. Auch seine Pixel-Sort-Bilder (bzw. die ersten Pixel-Sort-Bilder überhaupt) leben in einer Ausstellung bald wieder auf.
Die Software von WendyPaint kam letztes Jahr in veränderter Form ebenso wieder zum Einsatz. Kim erstellte Fratzen, in schwarz-weiss. Diese einzigartigen Bilder wurden von den Käufer:innen im Anschluss als Profil Picture verwendet.
Auch das GIF “Humans watching Digital Art", welches im Weltall unterwegs ist, steht bei OpenSea zum Verkauf.
Doch schon bald zeigte sich wieder seine Experimentierfreude und er machte mit Real-Time-Animationen auf sich aufmerksam. Auf der Plattform fxhash kreierte er generative NFTs, jedes Werk ein Unikum, jedes Werk eine Augenweide. Zuletzt spielte er erneut mit horizontalen und vertikalen Linien, zu erleben unter naz.cx
Er experimentiert gerne, ist von Neugier getrieben und findet Genugtuung, wenn die Ergebnisse seiner Arbeit ihn selbst überraschen.
Anders als früher ist er kein Rebell mehr. Seine Werke müssen nicht mehr politisch sein oder anecken. Die Leute sollen Gefallen an seinen digitalen Kreationen finden.
Und wo sieht er sich in 5 Jahren? Er sei zufrieden, wenn er weiterhin als freischaffender Künstler tätig sein kann uns sich mit dieser Tätigkeit finanziell ernähren kann.
Die Zeichen stehen gut, wurde Kim doch für sein Werk “Sabotage” diese Woche für den Lumen Prize 2022 in der Sparte Moving Image Award nominiert.
NFT Haute Couture - zum Leben erweckt und äusserst vital - dank Kim Asendorf!